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KIFIAS

Kaufbeurer Initiative für Frieden Internationalen Ausgleich und Sicherheit

 

Führung für KIFIAS über die Kemptener Stolpersteine

Auf Einladung der "Initiative Stolpersteine für Kempten und Umgebung e.V." erhielt die Kaufbeurer Friedensgruppe KIFIAS am vergangenen Samstag die erste Führung über die Kemptener Stolpersteine..



  "Stolpersteine sind Betonsteine mit einer aufgesetzten und gravierten Messingplatte, die im Bürgersteig vor der letzten selbst gewählten Wohnstätte eines Opfers des NS-Regimes verlegt werden. Die Gravur trägt Namen, Lebensdaten und den Zeitpunkt der Deportation und Ermordung".
  Im Juli 2010 wurden die 21 Stolpersteine vom Initiator der Bewegung, dem Künstler Gunter Demnig in Kempten verlegt. Sie sind gewidmet sechzehn jüdischen Bürgern, zwei Widerstandskämpfern, einem Gewerkschafter, einem Architekten und einer psychisch Kranken aus Kempten, die von den Nazis ermordet wurden.
Die Kaufbeurer Gruppe wurde am Kemptener Bahnhof vom Vorstand des Vereins, Herrn Martin Huss und Dr. Peter Schindler empfangen und zunächst zum ehemaligen "Judenhaus" in der Hirschstraße geführt. Dort ist der Stolperstein für Sigmund Ullmann, ehemals jüdischer Magistrat, Bankier und Finanzberater des damaligen OBs Otto Merkt. In den 40er Jahren wurden die Kemptener Juden zwangsweise dort einquartiert und ab 1942 in verschiedene Vernichtungslager deportiert. Auch Sigmund Ullman erlitt im Alter von 88 Jahren dieses Schicksal. Die nächste Station war die Mozartstr. 12, wo der angesehene Käsehändler Louis Victor mit seiner Familie wohnte. Sie wurden am 31.3.1942 nach Piaski deportiert und ermordet.
  Besonders ausführlich dargestellt wurden die Schicksale von Alfred Kranzfelder, einem führenden Mitglied der Widerstandsgruppe um Graf von Stauffenberg, des Gewerkschafters Willy Wirthgen, des Euthanasieopfers Maria Großelfinger und von Julius Kohn, Inhaber eines Schuhgeschäftes in der Innenstadt.
In der Stiftsgaststätte wurde eingekehrt. Deren architektonische Gestaltung stammt von Andor Akos, einem berühmten Kemptener Architekten und Künstler. In einem detaillierten Vortrag ließ Dr. Dieter Weber, Kemptener Stadtarchivar sein Schicksal lebendig werden. Er war im 1.Weltkrieg Offizier der österreichischen Kaiserjäger und wurde 1940 von den Nazis zum Selbstmord gezwungen.
"Stolpersteine keine Gefahr für unsere Füße, wohl aber eine Gefahr für Verschweigen und vergessen" (aus dem Flyer der Initiative).
Sie hat in mühevoller Forschungsarbeit sie die Lebenswege der verfolgten Kemptener Bürger aufgespürt und dokumentiert. Den Veranstaltern ist eine beeindruckende Führung gelungen, mit dem Ziel: "Die Geschichte nicht zu vergessen für eine humane Gegenwart"
(Zitat OB Dr. Ulrich Netzer Kempten).
 

Die Kaufbeurer fuhren in nachdenklicher Stimmung wieder nach Hause:
Ob in unserer Stadt auch so ein Denkmal möglich ist?
Interessenten für eine Führung können unter folgender E-mail- Adresse Kontakt aufnehmen:
stolpersteine-kempten@gmx.de

Kaufbeuren, 4.11.2010,
Dr. Thomas Melcher